2015 letztes Mal Welser Richard Wagner Festival

 

Nach 25 Jahren fällt der Vorhang nun für immer!

 

Das Welser Richard Wagner Festival präsentierte sein letztmaliges Opernprogramm mit „Tristan und Isolde“ und „Tannhäuser“.

 

Beim Cocktailempfang anläßlich der Präsentation der Welser Festspiele 2015 verkündete deren Intendantin Renate Doppel das Ende dieser Veranstaltung:

„Es gibt heute Abend eine gute und eine schlechte Nachricht. Erst die schlechte Nachricht - das Richard Wagner Festival wird nach der diesjährigen 26. Festivalsaison Geschichte sein“, erklärte die sichtlich berührte Intendantin Renate Doppler anlässlich des bereits traditionellen Pressecocktails im Wiener DO&CO Wintergarten. „Die kommende Festivalsaison mit den Wiederaufnahmen von „Tristan und Isolde“ und Tannhäuser“ ist noch finanziell gesichert, aber danach ist Schluss!“

Was 1989 mit der Enthüllung einer Richard Wagner Büste und einem Konzert im Welser Theater im Greif begann, wurde in nur wenigen Jahren zu einem umjubelten, mehrtägigen Festival mit Opernsängern von Weltrang und Besuchern aus aller Welt.

„Ich möchte den heutigen Abend nutzen, um Frau Intendantin Doppler und ihrem verstorbenen Vater Dkfm. Walter Just von ganzen Herzen zu danken. Nur durch ihre private Initiative konnte so ein großartiges Festival entstehen. Ich gehe davon aus, dass es weitergeht, so ein kulturelles Kleinod darf einfach nicht sterben“, waren die langjährigen Festivalbesucher Dr. Christine Gräfin Esterházy und Graf Endre Esterházy von den Neuigkeiten schockiert.

„Wels gab mir in den letzten beiden Jahren die Möglichkeit, wahre Traumpartien zu singen.

Erst dachte ich meine Rollendebuts als Wolfram in „Tannhäuser“ und Telramund in „Lohengrin“ können nicht gut gehen. Doch dank dem einzigartigen Umfeld in Wels ist es doch gut gegangen! Hier treffen etablierte Stars auf Nachwuchssänger. Dieses gemeinsame Miteinander hat mir vor zwei Jahren sehr geholfen“, verriet Bariton Clemens Unterreiner.

Auch Sänger Marco Di Sapia lobte die persönliche, informelle Atmosphäre zwischen den „Newcomern“ und den etablierten Bühnenstars: „2015 werde ich gemeinsam mit Kammersänger Peter Seiffert singen. Wo sonst, wenn nicht in Wels würde ich diese Chance bekommen? Für mich ist es schlichtweg unfassbar, dass es nicht mehr weitergeht.“

„In Wels habe ich vor drei Jahren nicht nur mein Rollendebut, sondern sogar mein Debut auf einer Opernbühne gefeiert! Das Festival wird mir deshalb stets in bester Erinnerung bleiben“, sprach Solist Franz Gürtelschmied.

„Ich habe das Festival lieb gewonnen, man fühlt sich hier geborgen und zu Hause. Ich bin wirklich traurig, dass es mit diesem Jahr zu Ende geht. In letzter Zeit gab es in meinem Leben einfach zu viele Abschiede“, gab sich Sängerin Iva Schell wehmütig.

„Eine Festivalsaison kostet zwischen EUR 800.000 und einer Million. Ich freue mich wirklich über die lieben, aufbauenden Worte, doch fehlen für die Fortführung mindestens je EUR 250.000 Zuschuss von der Stadt Wels und dem Land Oberösterreich. Ich glaube an Wunder, aber leider nicht mehr beim Festival“, resümierte die Intendantin.

„Doch haben wir wie angekündigt auch eine gute Nachricht - die Welser „Holländer“ Produktion wird Ende Jänner im Theater Wielki im polnischen Lodz aufgeführt und wir sind auch bereits in Verhandlungen für die Weiterführung einer Produktion mit einem Theater im Oman“, gab es schlussendlich einen kleinen Trost für die Freunde des Festivals. Interessenten  können diese Inszenierungen noch an folgenden Terminen sehen:

17.05. und 24.05.2015 „Tristan und Isolde“ (Wiederaufnahme)

20.05. und 22.05.2015 „Tannhäuser“ (Wiederaufnahme)

 

Sonst ist für alle möglichen Veranstaltungen und Experimente immer genügend Geld vorhanden, aber ein solch kulturelles Kleinod wie das einzigartige Welser Festival läßt man finanziell sterben. Man kann nur die Worte Otto Schenks hiezu zitieren, der das Ende der Festspiele als kulturelle Schande für Österreich bezeichnet hat.

 

Dr. Roman Gerhard